IN NUR DREI MINUTEN ÜBERZEUGEN

 

Die Ferdinand-Steinbeis-Realschule in Vaihingen nahm zum zweiten Mal an der Landeskampagne „Start-up BW Young Talents“ teil. Ziel des eintägigen Workshops ist es, Schülern im Land die Gründung innovativer Unternehmen nahezubringen.

Jurymitglieder Jessica Much von der BW-Bank (links) und Amtsleiter Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus, Heiko Deichmann (rechts), mit den glücklichen Gewinnern. Foto: Stogios

Vaihingen. Der Dienstag war ein langer Schultag für die rund 60 Jugendlichen der Klassen 9a und 9c der Ferdinand-Steinbeis-Realschule, aber auch ein sehr kreativer und lehrreicher. Sie durchlebten im Rahmen des Fachs Wirtschaft-, Berufs- und Studienorientierung, kurz WBS, live die Phasen einer Unternehmungsgründung. Das Projekt leitete ein Team des Steinbeis-Innovationszentrums für Unternehmensentwicklung der Hochschule Pforzheim.

Mithilfe von Kreativitätstechniken entwickelten Schülergruppen Geschäftsideen und arbeiteten diese anhand eines vereinfachten Business-Modells aus. Dahinter steckt die Landeskampagne Start-up BW Young Talents des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, welche die Handlungskompetenz junger Menschen fördern möchte. Lehrerin Claudia Queißer sorgte dafür, dass die Realschule an der Kampagne zum zweiten Mal teilnahm. Das erste Mal war noch vor Corona, im Jahr 2019.

Das Motto lautete „Think outside the box“ und animierte die Jugendlichen dazu, ohne Scheuklappen zu denken. In den Klassen fanden zur selben Zeit zwei Workshops statt. Höhepunkt war die „School-Pitch“ um 14 Uhr, eine Präsentation, für die die Schüler nur drei Minuten Zeit hatten. Sie sollten ihre Business-Idee vor einer externen Jury vorstellen. Innerhalb von drei Minuten mussten sie noch Fragen zu ihrer Idee beantworten. Zu den Jurymitgliedern gehörten Jessica Much, Filialleiterin der BW Bank in Bietigheim-Bissingen, Heiko Deichmann, Amtsleiter Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus Vaihingen, Saskia Kugel, Finanzberaterin der BW Bank, Max Hartmann, Gründer der Firma Ida und Mathias Maier, Geschäftsführer der Romai Robert Maier GmbH. Die insgesamt zwölf Geschäftsideen der beiden 9. Klassen waren sehr einfallsreich. Besonders gut kam die selbstgesteuerte Waschanlage für Hunde namens „Dirty Dog“ an. Die Geschäftsidee erhielt den ersten Preis. „The Driving Tree“, ein Auto, das mit CO2 fährt und dieses in Sauerstoff umwandelt, bekam den Nachhaltigkeitspreis. Weitere Ideen waren eine essbare Verpackung für Fast-Food-Ketten und ein selbstführender Einkaufswagen durch App-Steuerung. Den zweiten Platz erreichten Schüler, die sich eine außergewöhnliche Brille ausdachten. Die soll mittels einer Kamera Signale an das menschliche Gehör übermitteln. Zuletzt stellte ein Team einen Blindenstock inklusive Kamera und Hörgerät vor.

Nach der jeweiligen Präsentation löcherte die Jury die „angehenden jungen Unternehmer“ mit Fragen. So wollte zum Beispiel Geschäftsführer Mathias Maier wissen, was die essbare Verpackung von einer Waffel unterscheide und Firmengründer Max Hartmann, ob denn die Waschanlage für alle Hundegrößen geeignet sei. Saskia Kugel interessierte, wie sich der Preis der Waschanlage, der 1600 Euro betrug, zusammensetzte. „Wir haben geschaut, was die Konkurrenz verlangt und haben versucht, uns daran anzupassen“, antwortete eine Schülerin.

In der zweiten 9. Klasse ging der erste Platz an einen Toaster für Putzlappen. Das Gerät kann einen Lappen mit Putzmittel befeuchten und ihn später auch noch trocknen. Den zweiten Preis und den Kreativitätspreis bekam hier die Gruppe von „Smart Cover“. Bei ihrem Produkt handelt es sich um eine modulare Handyhülle, die es schafft, verschiedene Smartphone-Funktionen zu verbessern.

Bei diesem Workshop wurde ebenso ein Nachhaltigkeitspreis verliehen. Den erhielten die Erfinder der wiederverwendbaren Restlosflasche. „Der Name hat mich überzeugt, das Wortspiel ist schön. Die Idee fanden wir so gut, dass wir hier die nachhaltigste Idee gesehen haben“, so Amtsleiter Heiko Deichmann. „Mit einem speziellen Mechanismus können aus der Flasche Reste entnommen werden. Den Behälter kann man als Pfandflasche abgeben. So wird keine Nahrung oder Seife verschwendet“, sagte einer der Ideengeber.

Weitere Geschäftsideen waren eine Roboter-Nanny, ein Induktionsladegerät, das in öffentlichen Boxen integriert werden soll, und ein Desinfektionsspray als Alternative zum Händewaschen.

„Ihr habt von der ersten bis zur letzten Minute super mitgearbeitet, tolle Ideen entwickelt und das, obwohl ihr eure Gruppen nicht selber aussuchen durftet. Und ihr habt euch gegenseitig unterstützt. Die beste Stimmung, die wir bisher erlebt haben, war absolut hier“, lobte Sandra Grimm die Realschüler. Sie übernahm am Dienstag die pädagogische Leitung. Ein dickes Lob, wenn man bedenkt, dass das Start-up BW jährlich bis zu 70 Schulen besucht.

Kurz bevor die Schüler gingen, sollten sie noch sagen, was sie in dem Workshop gelernt hatten. „Auch wenn jemandem eine Idee zuerst blödsinnig oder nicht realisierbar vorkommt, kann sie mit dem entsprechenden Marketing gut unterstützt werden“, sagte ein Schüler. Ein anderer ergänzte noch, dass Kritik nichts Schlimmes sei. Im Gegenteil, sie helfe jedem, besser zu werden.

Die ersten Plätze der zwei Workshops nehmen beim Landesfinale teil.

Quelle: Vaihinger Kreiszeitung vom 17.2.2022