FSR-SCHÜLER SCHAFFEN ES BEIM NACHWUCHSWETTBEWERB FÜR START-UPS IN LANDESFINALE

 

Einmal im Jahr trifft sich die Gründerszene Baden-Württembergs beim Start-up-Gipfel des Landes, präsentiert zukunftsträchtige Geschäftsideen, tauscht sich aus, knüpft Kontakte. Mittendrin sind dieses Mal vier Realschüler aus Vaihingen, die sich in der Endrunde des „Start-up BW Young Talents“-Wettbewerbs messen.

Vaihingen/Stuttgart. Eine Planungssoftware für Winzer, Kleidungsstücke aus dem 3D-Drucker, KI-Entscheidungshilfe für Ärzte, Wärmepumpen für Etagenwohnungen – das könnte vielleicht bald Realität sein. Geschäftsideen wie diese haben Gründer aus Baden-Württemberg beim Start-up Summit (Dt.: Gipfel) am Montag im Haus der Wirtschaft in Stuttgart vorgestellt. Mit der Plattform, auf der sich Start-ups, Investoren und Unternehmen begegnen können, will das Land den Gründergeist fördern.

 Interesse wecken beim Nachwuchs

Doch beim Summit geht es nicht nur um aktuelle Start-ups, sondern auch um die nächste Generation potenzieller Gründer. Auf dem Treffen wird das Landesfinale des Wettbewerbs „Start-up BW Young Talents“ ausgetragen. Schüler und Auszubildende präsentieren einer Fachjury eigene Ideen für Produkte oder Dienstleistungen, die sie zuvor in Innovation-Workshops an Schulen entwickelt haben. Ziel ist nicht, die Schülerideen tatsächlich zur Marktreife zu bringen. Vielmehr soll der Nachwuchs fürs Gründen, für Selbstständigkeit und Unternehmensnachfolge interessiert werden.

Unter den 13 Finalisten aus verschiedenen Teilen Baden-Württembergs waren in diesem Jahr drei Schüler und eine Schülerin der Ferdinand-Steinbeis-Realschule (FSR) in Vaihingen, eine Besonderheit in mehrfacher Hinsicht: Zum ersten Mal hat es die Schule und wohl auch Vaihingen bis in die Endrunde geschafft. Zugleich waren die Neuntklässler das einzige Team einer Realschule im Finale 2025. Alle Teams hatten nach den Workshops bereits lokale Jurys überzeugt und in Vorbereitung des Finales unter anderem ein Coaching erhalten.

Nur drei Minuten für die Präsentation

Auf einer Bühne, auf der später auch tatsächliche Gründer für ihre Geschäftsideen warben, hatte jedes Schülerteam drei Minuten Zeit für den sogenannten Elevator Pitch – eine Kurzpräsentation des Produkts, die ebenso knackig wie umfassend sein soll. Für die FSR stellten Deniz Sahin, Julian Jauß, Stella Barisic und David Wandel das fiktive Fabrikat Aqua Step vor, eine mit einem Gel-Wasser-Gemisch gefüllte Außenschuhsohle. Die federt Schritte ab und soll damit für mehr Tragekomfort bei diversen gesundheitlichen Problemen sorgen, pitchten die Vaihinger Schüler und erläuterten anschließend ihr Geschäftskonzept. Zu Preisgestaltung (120 Euro), Zielgruppen (Menschen mit Fersensporn, Knie- oder Rückenschmerzen), Vertriebswegen (Sanitätshäuser), Marketing (Zeitungsanzeigen, Flyer in Arztpraxen) und Kooperationspartnern (Krankenkassen) hatten sich die 14- bis 16-Jährigen Gedanken gemacht. An die Jurymitglieder verteilte das Team seine mit KI erstellten Produktflyer; seine schwarzen T-Shirts hatte es mit dem Aqua-Step-Logo versehen, einen Prototyp vorbereitet und einen Slogan erdacht: „Deine Sohle, deine Moves“.

Die anschließenden Nachfragen der Jury, zum Beispiel zu unterschiedlichen Dämpfungsgraden der Sohle, konnten die FSRler allesamt beantworten und waren anschließend zufrieden, aber auch selbstkritisch. „Ich fand es gut, aber wir hätten überzeugender, selbstbewusster sein können“, sagte Stella Barisic. David Wandel fand die Antworten des Teams nicht präzise genug.

„Tolles Feedback“ von Jurorin

Dennoch bekamen die Schüler später „ein tolles Feedback“ der Jury, berichtet Lehrerin Claudia Queißer, die an der FSR für die Berufsorientierung zuständig ist und die Vierergruppe nach Stuttgart begleitet hatte. Jurorin und Unternehmerin Andrea Matt habe von einer Top-Präsentation gesprochen, die alles Wichtige enthielt und souverän vorgetragen worden sei.

Für eine Platzierung reichte es schließlich nicht. Die Preisgelder in Höhe von 500, 300 und 200 Euro holten Gymnasiasten aus Karlsruhe, Baden-Baden und Renningen. Eine Enttäuschung für das Vaihinger Team, so Queißer, das sich jedoch mit dem olympischen Gedanken getröstet und den Rest des Summits genossen habe. „Der ganze Tag war ein tolles Erlebnis“ – von der Eröffnungsfeier mit Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und Künstler Smudo über die umfassende Versorgung der Teams und den Austausch mit anderen Schülergruppen bis zur Präsentation eigener Ideen vor großem Publikum.

Und die Vaihinger haben aus dem Wettbewerb noch mehr mitgenommen, findet die Pädagogin. Zumal es das Thema Start-ups im regulären Lehrplan nicht gebe. Innerhalb eines Tages eine Geschäftsidee zu entwickeln und sie vor vielen Zuhörern zu präsentieren, sei beachtlich. Dazu kämen Infos, was bei einer Gründung zu bedenken sei, wie man seine Zielgruppe finde und das richtige Marketing plane. Die FSR beteiligt sich seit einigen Jahren regelmäßig an dem Start-up-Nachwuchsprogramm.

Erst einmal zurück in den Schulalltag

Stella, Deniz und Julian können sich derzeit trotzdem nicht vorstellen, einmal Start-ups zu gründen. David schon eher, denn ein Nachbar hatte mit dem eigenen Unternehmen so viel Erfolg, dass er es äußerst gewinnbringend verkaufen konnte. Für die Neuntklässler geht es jetzt aber erst einmal zurück in den Schulalltag mit Klassenarbeiten und Prüfungen. „Dass sie trotzdem die Zeit und das Engagement für den Wettbewerb investiert haben,“ lobt ihre Lehrerin, „ist nicht selbstverständlich.“

Quelle: Vahinger Kreiszeitung vom 3.6.2025